Anlässlich der 150 Jahrfeier der Eupener Friedenskirche erschien im Grenz-Echo am Freitag, dem 19. September 2005 der folgende interessante Artikel über die Orgel in unserer Friedenskirche:

Friedenskirche ist stolz auf ihre restaurierte Orgel

Nach 30 Jahren zum Leben erwacht

Von Alexander Stärk

Die evangelische Gemeinde atmet auf: Die seit 30 Jahren unbespielbare Orgel der Friedenskirche an der Gospertstraße ist von Grund auf restauriert worden.

Dass dies gebührend gefeiert wurde liegt auf der Hand. Am Wochenende konnte sich jeder von den wunderbaren Klängen selbst überzeugen. Ein Einweihungskonzert mit Orgelmusik der Romantik, eine Führung durch die Register der Orgel sowie durch die Kirche, eine akademisch-musikalische Matinee sowie ein Festgottesdienst zur Wiedereinweihung der Orgel samt 150-Jahrfeier der Friedenskirche standen auf dem Programm.

Wer Samstagvormittag an der kostenlosen Führung durch die Friedenskirche und die Register der Orgel teilnahm, der kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. In einer ansteckenden Begeisterung erzählten Pfarrer Martin Schuler, Pfarrvikar Dariusz Tomczak und Presbyter Rolf Lander von »ihrer« Kirche:» Dort, wo einst der evangelische Friedhof war, wurde im Jahre 1851 der Grundstein für die Friedenskirche gelegt«, wusste Martin Schuler zu berichten. Noch heute könne man hinter der Kirche Reste des Friedhofs, das heißt alte Grabsteine, sehen. Dank der Blütezeit der Tuchindustrie seien sehr wohlhabende Protestanten Mitglieder der evangelischen Gemeinde gewesen. Bis die Friedenskirche im Jahre 1855 fertig gestellt werden konnte, habe man im heutigen Pfarrhaus an der Hookstraße 40 im »Betsaal« auf der 1. Etage die Gottesdienste gefeiert. »Die Kanzel des Betsaales wurde in der neuen Friedenskirche weiter benutzt«, erklärte Rolf Lander. Das Erstaunliche an der evangelischen Gemeinde ist, dass sie länger als ihre Kirche existiert: »Im Jahre 1566 kam der Schweizer Prediger Franziskus Junius auf seinem Weg nach Antwerpen nach Eupen. Hier hat er dann erste Predigten gehalten«, sagt Pfarrer Martin Schuler. Woher der Name »Friedenskirche« kommt? »Vor dem Jahre 1855 gab es in Eupen und Umgebung eine Lutherisch protestantische Gemeinde und eine Calvinistische Gemeinde. Erst im Jahre 1835 kam es zu einer Union. Daher hat man den Namen ‚Friedenskirche‘ ausgewählt«, erklärte Rolf Lander, – ältestes Mitglied des Presbyteriums.

Die frisch restaurierte Orgel wurde im Jahre 1907 von der Ludwigsburger Orgelbaufirma Walcker gebaut: »Ein echtes Sahnestückchen«, strahlt der Organist Johannes Fleu. Lange Zeit konnte die Orgel aufgrund ihrer soliden Konstruktion mit hochwertigen Materialien ihren Dienst versehen: »Sie ist nun sogar die erste restaurierte pneumatische Orgel Europas«, sagt der aus Krakau stammende Pfarrvikar Dariusz Tomczak und fügt an: „Alle Orgelpfeifen wurden in Polen restauriert. Ebenso wurde der Spieltisch in meiner Heimat komplett neu gebaut.“ Wieso der Orgeltisch neu gebaut werden musste? »In den 70er Jahren wurde mal der Weihnachtsgottesdienst vom ZDF übertragen. Und da es in der Friedenskirche ziemlich eng ist, wurde der Orgeltisch einfach weggenommen und dabei zerstört«, erklärt Rolf Lander.

Im Ganzen habe die Restaurierung der Walckerorgel rund 200.000 Euro gekostet. »Seitens der DG wurden wir zu 60 Prozent bezuschusst. Der Rest wurde durch Spenden in den evangelischen Gemeinden Kelmis, Eupen, Raeren, Lontzen, Baelen, Welkenraedt und Bleyberg aufgebracht«, sagt Martin Schuler. Vom ersten Antrag bis zur Fertigstellung der Restaurierung seien rund zwölf Jahre vergangen: »Besonders Dieter Plumanns, Präsident des Verwaltungsrates der evangelischen Gemeinde Eupen – Neu-Moresnet, und der verstorbene Stadtrat Felix Peters haben sich unermüdlich für die Walckerorgel eingesetzt«, so Rolf Lander.